DIE GRUNDLAGEN DER MEDITATION |
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Eine Dhamma-Lehrrede über die Entwicklung von Samadhi von Phra Ajahn Plien Panyapatipo |
(5 Seiten) |
- Das Wesentliche der Sammlung oder der Konzentration (samadhi) ist das Studium des Herzens[1]
- Der Geist2 denkt und überlegt, macht sich Gedanken über dieses, ist erstaunt über jenes und ständig mit irgendwelchen Problemen beschäftigt.
Indem wir uns diesen Annahmen, Vorstellungen und Ideen hingeben, kommt unser Geist nicht zur Ruhe.
- Sich dieser geistigen Abläufe bewußt zu sein, bezeichnete der Buddha als Achtsamkeit (sati).
- Das klare Erkennen des Geistes, welche Gedanken, Gefühle oder Vorstellungen gerade in ihm vorgehen, nennt man sampajanna, daß heißt Wissens- oder Bewußtseinsklarheit.
- Wir müssen diese Achtsamkeit und diese Wissensklarheit oft üben, so daß sie schnell genug werden, um mit den Vorgängen unseres Geistes Schritt zu halten.
Wenn die Achtsamkeit noch schwach ist, wird sie dazu nicht fähig sein, und wir werden in der Sammlung (samadhi) keine Fortschritte machen können. Der Geist wird sich dann nicht mit dem Meditationsobjekt[2] zusammenbringen lassen, kann sich nicht auf die Ein- und Ausatmung konzentrieren. Statt dessen folgt er seinen alten Gewohnheiten.
Die Achtsamkeit ist nicht schnell genug und unfähig, mitzuhalten.
Manchmal gelingt es uns, die Achtsamkeit mit dem Objekt zusammenzubringen. Aber dann schweifen unsere Gedanken ab: Plötzlich sind wir in Amerika, und dann finden wir uns auf einmal in Thailand wieder oder in Deutschland, und das kann dann immer so weiter gehen.
Und so versuchen wir diesem Geist zu folgen. Da aber die Achtsamkeit noch nicht ausreichend entwickelt und gereift ist, haben wir damit oft große Schwierigkeiten. Sie kann dem Geist einfach noch nicht folgen.
Dies ist die Ursache für die Probleme in der Entwicklung unserer Meditationsübungen. Deswegen ist es äußerst wichtig, die Achtsamkeit zu üben, zu verbessern und zu kultivieren. Das Kultivieren der Achtsamkeit beginnt, wenn wir uns der gegenwärtigen Körperhaltungen bewußt werden. Wenn wir stehen, sollten wir dies mit Achtsamkeit tun.
Wenn wir gehen, sitzen oder uns hinlegen, sollten wir uns die Bewegungen und die Abläufe dieser Körperhaltungen vergegenwärtigen. Ob wir baden, essen oder ausscheiden, über all das sollten wir uns klar bewußt sein.
Die ständige aufmerksame “Überwachung“ dieser körperlichen Ausführungen wird die Achtsamkeit und Wissensklarheit entwickeln und fördern.
Sobald diese Fähigkeiten entwickelt sind, werden wir uns den sich ändernden Körperhaltungen beim Ausüben verschiedener Tätigkeiten bewußt sein.
Ob wir gerade unserer Arbeit nachgehen, Kleider waschen oder das Geschirr spülen, ob wir lesen, schreiben, nähen oder stricken, was immer wir gerade tun, genau an diese Handlung sollten wir unsere Aufmerksamkeit und Achtsamkeit “heften“.
Dem Geist sollte nicht erlaubt werden, abzuschweifen. In dieser Weise entwickeln wir die Achtsamkeit in unserem täglichen Leben.
Wir werden feststellen, daß sie nun schneller und schärfer geworden ist, und wir sind fähig, diesen flüchtigen Geist immer wieder zu fangen. Wenn der Geist abschweift, wird die Achtsamkeit ihm folgen können und ihn zu unserem Meditationsobjekt zurückführen.
Mit stetiger Übung werden wir nun fähig sein, unseren Geist auf die Ein- und Ausatmung zu konzentrieren. Wenn der Geist auf “Wanderschaft“ geht, werden wir ihn einfangen und ihn wieder mit dem Atem zusammenzubringen.
Ausgestattet mit Geschicklichkeit, Gewandtheit und der Achtsamkeit werden wir den Geist in seinen Grenzen halten und ihn zur Betrachtung des Atems zurückbringen. Der Atem wird dann ganz deutlich spürbar sein, das bedeutet, daß der Geist mit der Atmung in Einklang ist. Bei stärkerer Konzentration können wir sogar ein “Bild[3]“ des Atems sehen. Wenn wir den Atem weder spüren noch solch ein Bild sehen, ist der Geist irgendwo am “wandern“.
Wenn wir Geist und Atmung immer wieder zusammenbringen, lernen wir diesen Prozeß immer besser zu verstehen. Sobald der Geist nicht mehr bei der Atmung ist, wird er irgendwo umherschweifen und sich irgendwelche Dinge ausdenken.
Diejenigen, die mit relativer Leichtigkeit die achtsame Betrachtung des Atems ausüben können, werden feststellen, daß der Geist mit ein- und ausströmender Atmung stiller und ruhiger wird.
Mit jeder aufeinanderfolgenden Atembewegung werden wir wissen, ob die Ein- und Ausatmung schwerer oder leichter, länger oder kürzer geworden ist.
[1] Citta: “Geist, Bewußtsein, Bewußtseinsstrom“. In der Thai-Sprache heißt Geist: “Tschit Tschai“, Tschit heißt Geist und Tschai Herz. In diesem Text bezeichnen Geist/Herz das gleiche.
[2] In diesem Falle, die Betrachtung der Ein- und Ausatmung. Die Visuddhimagga beschreibt 40 Meditationsobjekte.
[3] nimitta: “Bild, Gegenbild, Zeichen.“ Bei erfolgreicher Konzentration entstehendes Bild, das mit dem geistigen Auge gesehen wird.