Focusing

fordert dazu auf, die vagen, undurchsichtigen, noch nicht klaren Körpersignale zu beachten, die sich in Zusammenhang mit einer bestimmten Lebenssituation, einem Thema, einem Problem oder einer Entscheidung zeigen, fühlen lassen.

 

Ein Beispiel:

 

Stellen Sie sich vor Sie kommen in einen Raum, wo sich einige Menschen aufhalten, die Sie noch nie gesehen haben. 

Sie sehen sich einige der Leute an. 

Es bilden sich in Ihnen vielleicht verschiedenen Wahrnehmungen, automatischen Beurteilungen oder gewisse Gedanken, und es stellt sich bei Ihnen ein Gefühl für die Gesamtheit der Situation ein. 

Sie haben in der kurzen Zeit schnelle (auch nicht bewusste) Eindrücke gesammelt, die sich in einer Art Stimmung fühlen lassen. 

Da sind aber auch noch andere Dinge, die so ‚Da sind’. 

Vielleicht ein Streit mit Ihrem Partner gestern Abend, ein Problem an der Arbeit, und diese ab und zu erlebte Einsamkeit. 

Vielleicht auch noch die Sorge wie dieses oder jenes weitergehen soll– es ist alles da. So wie viele verschiedene Instrumente den Klang einer Symphonie erklingen lassen.

Diese Gesamtheit des ‚Klangs’ oder des Fühlens nennt man im focusing den „felt sense“, vage, undurchsichtige, noch nicht klare Körpersignale, eine Art 'Suppe' mit vielen Zutaten - alle gemeinsam bilden sie den Gesamtgeschmack. 

Der klassische focusing-Prozess nähert sich diesem gefühlten Körper-Gefühl, dem felt sense.

 

 

Der traditionelle focusing-Prozess besteht aus sechs Bewegungen.

(in Anlehnung an das Buch von E. Gendlin – ‚Focusing’ - ISBN 3-7013-0617-6)

 

 

 

 

 

1. Die Erste Bewegung heißt: 

    PLATZ SCHAFFEN

    

Hier geht es darum sich die Frage zu stellen. “Wie fühle ich mich? Was hindert mich daran mich jetzt wirklich gut zu fühlen?“

Lassen Sie alles kommen was kommen will, heißen Sie es willkommen und dringen Sie nicht (analytisch-gedanklich) in das ein was sich da meldet. Horchen Sie einfach, und geben Sie Erlaubnis, dass sich diese ‚Dinge’ bei ihnen melden. Vielleicht tragen Sie an diesem Tag ein halbes Dutzend Probleme herum, kleine oder große.

Reihen Sie sie ungeordnet vor sich auf, so wie sie kommen und schenken Sie keinem besondere Aufmerksamkeit. Schaffen Sie für eine Weile Raum, Platz zwischen sich und diesen ‚Dingen’. Vielleicht so als ob Sie ihren Keller aufräumen – da ist ein alter Reifen, dort eine Schraube, ein Hammer, Kühlschrank usw. sie müssen nichts mit den Dingen tun, sondern sie einfach nur wahrnehmen ohne in die Geschichte der Einzelteile einzudringen, auch das schmutzigste Teil ist willkommen.

Lassen Sie Ihren Körper die Antwort geben und legen Sie alles für eine Weile neben sich. Abgesehen von dem allem, fühlen Sie sich gut?

2. Die Zweite Bewegung heißt:

    Den FELT SENSE entstehen lassen. 

    (Fühlen des Problems)

Wenn sie den (Frei)-Raum (den Abstand zwischen diesen ‚Dingen’ und sich selbst) fühlen, können Sie eins dieser Themen herausgreifen. Dringen Sie aber nicht in das Problem ein. Was fühlen Sie in ihrem Körper, wenn Sie sich alles was mit diesem Thema/ Problem zusammenhängt in Erinnerung rufen?

 

3. Die Dritte Bewegung:

    Einen GRIFF FINDEN.

Welcher Art ist dieser unklare „felt sense“? Lassen Sie ein Wort, einen Satz, ein Bild aus dem „felt sense“ entstehen. Es kann ein Wort sein wie: eng, beängstigend, schmutzig, blockiert, schwer, nervös etc, oder ein Bild, eine Farbe etc. Wichtig ist hier in Berührung mit dem Körpergefühl, dem felt sense zu bleiben bis Worte oder bilder kommen, die genau dazu passen.

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4. Die Vierte Bewegung: VERGLEICH ZWISCHEN GRIFF UND FELT SENSE

Gehen Sie hin– und her zwischen dem Wort, Satz oder Bild und dem „felt sense“. Prüfen Sie wie gut beide zusammenpassen. Achten Sie darauf ob ein (auch nur) kleines körperliches Signal Ihnen bestätigt, dass Sie das richtige Wort gefunden haben. Bleiben Sie dabei trotzdem offen und nicht zu sehr ergebnisorientiert. Wenn das Wort etc. passt wird eine Veränderung des „felt sense“ spürbar werden.

5. Die Fünfte Bewegung:

     FRAGEN STELLEN:

 

Nun fragen Sie: „Woran liegt es, dass dieses Thema/ Problem in mir dieses bestimmte Gefühl auslöst?!“ Achten Sie darauf dass Sie den „felt sense“ wieder spüren, frisch im jetzt und nicht aus der Erinnerung. Wenn er da ist fühlen Sie ihn und fragen: „Was ist in diesem Gefühl?“ Lassen Sie all die Antworten, die schnell kommen, mehr aus der Erinnerung an sich vorbei ziehen und halten Sie den Kontakt zum „felt sense“. Wenn die Antwort passt, ist sie körperlich als „felt shift“ zu spüren, einer körperlichen Erleichterung und Entspannung.

 

6. Die Sechste Bewegung: AUFNAHME

Empfangen Sie alles was mit diesem „shift“ kommt mit einer offenen Haltung. Lassen Sie es eine Weile auf sich wirken, selbst dann wenn es nur eine leichte Entspannung war. Was auch immer es war, es handelt sich nur um einen einzelnen „shift“, unter mehreren die noch eintreffen werden.

Nach einer Weile werden Sie weiterfahren wollen, doch halten Sie vorerst eine Weile inne.